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just me

Zeitlöcher, in denen Zeit immer dann verschwindet, wenn man sich eigentlich wünscht, sie möge anhalten. Entsprechend dem Energieerhaltungssatz geht aber auch Zeit nicht verloren, nein, sie taucht genau dann wieder auf, wenn man ungeduldig auf etwas wartet oder ein Arbeitstag sich ohnehin schon zieht wie ein Kaugummi.

Ich fürchte es wird in nächster Zeit wieder viel davon auf mich zu kommen, so viel, wie mir hier abhanden gekommen ist.

Nur ein Tag noch und ich suche in mir nach irgendetwas, das mich doch zurück zieht, das gut daran ist, die Koffer zu packen und wieder dahin zu fahren, wo es keine Palmen gibt, kein Meer, kein Hamam, schon gar nicht diese unbeschwerte Leichtigkeit der Tage.

Wäre ich nicht so furchtbar entspannt und träge könnte ich derzeit vielleicht gar nicht anders, als mich über die Österreichische Innenpolitik auszulassen, die auch der türkische Provider leider ungefiltert zu mir durch lässt, ich könnte mich auch bemühen die Eindrücke genauer zu schildern, die die Sehenswürdigkeiten auf mich mach(t)en, ich könnte die Schilderungen meiner neuen Bekannten aus Istanbul festhalten, ihre Eindrücke über das, was sich schleichend verändert für junge Frauen auch in dieser scheinbar in weiten Teilen so modernen Stadt.

Wäre ich nicht so ganz wohlige Entspannung, würde ich auch mehr über die Bücher schreiben, die ich lese, aber all das nehme ich mir immer wieder vor, wenn ich gerade irgendwo im Schatten sitze, einen türkischen Tee oder auch ein Glas Wein trinke, nur bin ich dann hier, fehlt die Überwindung, fehlt die Konzentration.

Es bleibt hier also alles, wie es war: Seichter als seicht.

Der Ausflug war wunderbar, nur diese Menschen, wie mir Menschen in Gruppen auf die Nerven gehen. Diese quasi "Zwangsverbrüderungen", dieses ständige Gequatsche, diese Belanglosigkeiten. Ältere deutsche und englische Ehepaare sind die schlimmsten.

Glücklicherweise war da diese junge Türkin aus Istanbul,eine Medizinerin, die recht gut Englisch sprach, und mich vor diesem trostlosen Smalltalk erlöste.

Trotzdem, ich glaube heute brauche ich noch eine Massage ... davor ein Dampfbad und danach einen Ruheraum ganz für mich allein.

Auf nach Myra ...

Dass ich von hier aus nicht auf diese Flirtplattform zugreifen kann ["Your page is blocked due to a security policy that prohibits access to Category Adult/Sexually Explicit"] kann ich ja wirklich noch verschmerzen. Dass allerdings auch youtube nicht aufrufbar ist, ist schon weniger leicht zu verkraften. Hier Sex & Submission aufzurufen würde mir gsd ohnehin nicht in den Sinn kommen, aber seltsam ist es schon, das Gefühl so bevormundet zu werden.

Heute beim Abendessen mein neues Feindbild entdeckt. Grauhaariger Fettsack mit einem verkniffen-verbissenen Blick dem man es zutrauen würde, Milch sauer werden zu lassen in Begleitung einer mindestens dreißig Jahre jüngeren Asiatin.
Ein Szenario wie geschaffen dafür, alle hormonellen Höhenflüge wieder einzubremsen. - Allein die Vorstellung ... so gesehen auch kein Fehler.

Wunderbar dafür wieder die Klaviermusik in der Lobby. Ja, der Typ kann spielen.
Die Vorstellung auf diesem Flügel gefickt zu werden - ein Klischee, vielleicht das ärgere wie ein europäischer alter Fettwanst mit einer jungen Asiatin - aber wenige Augenblicke lang falle ich ihm dennoch anheim. Könnte auch daran liegen, dass ich nackt bin unter meinem Max Mara Kleid das sich so wunderbar leicht anfühlt auf der Haut.

Jetzt noch ein Gin Tonic und ich habe einen Schwips. Vielleicht die Chance auf eine traumlose Nacht.

PS: Der Starrer von gestern verfolgt mich immer noch.

Schön war das heute auf diesem Schiff. Ein strahlend blauer Tag, ruhige Buchten und das Meer, Liegestühle im Schatten, kühler Weißwein, der einem viel zu schnell in den Kopf steigt und den ich immer noch spüre. Nach dem Schwimmen an Deck wegdösen und immer heftigere, immer drängendere Tag-, Halbwach- und minutenlange "echte" Träume, nackt gefesselt an die Reling, vorn über gebeugt und immer wieder er, sein Gesicht, seine Hände ...

und das Erwachen immer kurz davor, kurz vor der entscheidenden Berührung, der echten Empfindung, der beinahe greifbaren Erlösung, die wenige Zeit allein in diesem Hotelzimmer dafür um so mehr genießend.

Hier, unter dieser Sonne, gestreichelt von Wind, umgeben von Wasser bin ich, egal wie viel und was ich lese nur Körper, nur Lust, nur Begehren.

wie wunderbar es ist am Pool, im Wasser in der Sonne. Lesen, dösen, schwimmen ...

Morgen gibt es einen Ausflug mit dem Schiff die ganze Küste entlang, übermorgen eine Busreise zu den Sehenswürdigkeiten in der Nähe. Wenn da nur nicht immer diese Menschen wären. Ich will mich nicht unterhalten, ich will keine Gesellschaft, ich hasse diese stereotypen Höflichkeiten und ich mag erst recht nicht unweigerlich Gespräche mitverfolgen, die absolut nicht für fremde Ohren gedacht sind und nur deshalb in dieser Öffentlichkeit geführt werden, weil Menschen in der Fremde offenbar wider aller Vernunft davon ausgehen, nicht verstanden zu werden.

Oder dieser Mann ca. Mitte 60, der keine Scheu hatte, sich auf das Mäuerchen neben meiner Liege zu setzen, um mich derart unverhohlen anzustarren, dass es mir schwer fiel, weiter so zu tun, als würde ich nichts merken, als wäre ich ganz in mein Buch vertieft und der seitdem immer in meiner Nähe herum schleicht, auch beim Abendessen. Das bereitet mir keine Freude, das schmeichelt mir nicht, das widert mich an.

Jeden Tag kommen hier neue, kommen mehr Menschen an. Langsam ist es vorbei mit der Gemütlichkeit, dem beinahe Ungestört sein. Etwas, das ich an sich nicht zu schätzen weiß, das aber doch immer wieder für Heiterkeit sorgt.

Heute Abend auf der Terrasse (wunderbar warme Luft, Öllampen auf den Tischen) saßen am Tisch daneben die Golden Girls. Kein Scherz, die drei Damen könnten nicht anders beschrieben werden. Eine ganz in rosa, eine in schwarz, eine in weiß, lästerten, lachten, spotteten sie in perfektem Englisch. Ich musste mich sehr beherrschen, um nicht laut mit zu lachen.

Ein Tisch weiter dafür ein Pärchen. Er um die 50, sie deutlich jünger. Er in hellrosa La Coste Leibchen, groß, hager, "schmierig" war das Erste, das mir zu ihm einfiel und: Wenn der Spruch stimmt: "Wie die Nase des Mannes, so sein Johannes", dann sollte er zumindest hier einiges zu bieten haben. Sie blondiert mit breiten dunklen Strähnen in der Frontpartie und etwas zu viel Babyspeck für ihre schätzungsweise Ende 20. Aber verliebt immerhin, so offensichtlich verliebt, dass ich kleine Anflüge von Neid ehrlich zugeben musste.

... und dann das Handy. Seines. Ein Kind trällert ein Kinderlied in derselben mir unbekannten Sprache, die die beiden sprachen. Er springt auf und rennt damit davon.

Aaaaaaaaaaaaaha. ;)

Ihr Blick spricht Bände und einige Momente lang denke ich wirklich daran, zu ihr hinzugehen und ihr zu sagen: Glaub mir, du willst das nicht - an ihrer Stelle sein ...

Es ist diese ewige Kluft zwischen Theorie und Praxis, die sich hier wieder in ihrer ganzen Größe auftut. Theoretisch finde ich ihn ja widerlich, diesen ganzen Körperkult, diesen "Du bist, was du isst"-Wahnsinn, die Klum-Model.-Mania, den Jugendkult, der BMI-Fetischismus ...

Und doch liege ich dann da am Pool und bemerke bei mir selbst diesen verächtlichen Blick auf überbordendes Fleisch, meist strahlend weiß in die pralle Sonne gehievt, so dass man zusehen kann, wie die Fleischwülste nach und nach ein immer intensiveres Rosa annehmen, während die Falten dazwischen weiß bleiben.

Der Vorteil: Ich habe kein schlechtes Gewissen dabei, das Fitnessangebot links liegen zu lassen, der Nachteil: Es zerstört die Grunderotik, die ich seit Tagen mit mir herumtrage, die sich so gerne ein wenig anheizen hätte lassen durch einen kleinen Flirt, ein paar Fantasien oder einfach nut den Anblick schöner Körper - ja, durchaus auch weiblicher.
Sogar ein schwules Pärchen ist hier, das die Mär, Schwule würden sosehr auf ihren Körper achten, Lügen straft.
Wie ein an und für sich schmächtiges Männlein einen Bauch haben kann, der einem achten Schwangerschaftsmonat alle Ehre machen würde, ist mir ein Rätsel, ebenso, warum ich verpflichtet bin ein Oberteil zu tragen, während der Herr wenige Liegestühle weiter eine stattlichere Körbchengröße aufzuweisen hat als ich.

Ja, ich finde ihn scheiße, diesen Körperkult, nur gebt mir wenigstens ein paar schöne Menschen.

Ich versuche ja immer wieder, wie Dorothea Zeemann, deren Roman "Eine Liebhaberin" mich nicht mehr zu fesseln vermag, Lust rein aus der Spiegelung zu ziehen, die geilen Blicke älterer Herren - nein, "ältere Herren" passt nicht, das sind alte Männer mit hängendem Fleisch, schlaffen Hintern, Ödemen an den Beinen, eingefallener Brust und hölzernem Gang - anregend zu finden, aber es will und will mir nicht gelingen ...

Das alles hier ist wie gemacht für Tagträume. und ohne Ablenkung ziehen sie mich unweigerlich immer wieder hinein, mitten hinein ins "verbotene Land".

Zum ersten Mal in meinem Leben war ich heute in einem Hamam. Was für ein wunderbar sinnliches Erlebnis, dieses Gebürstet werden, mit duftendem Schaum eingeseift, gewaschen, massiert werden.
Die junge Türkin kennt "Austria" nicht, nur "Australia", erst "Vienna" ist ihr ein Begriff und mit der Aussprache meines Namens müht sie sich vergeblich ab, aber ihre Bewegungen sind geschmeidig und ihre Hände ebenso kraftvoll wie sanft.

Später im Ruheraum süßen türkischen Tee trinken, das macht sanft, macht zufrieden und regt doch ein leises, unterschwelliges Begehren, macht es so schwer, das 11. Gebot zu befolgen ...

 

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