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just me

Lass uns doch mit dem Wahnsinn aufhören.


Liebeskummer ist so etwas Furchtbares. Der Schmerz, der allererste, wenn etwas, das so wichtig war, scheinbar unvermittelt zerbricht. Alles was Gewissheit war, alles, was Zukunft war, ist nur noch ein Scherbenhaufen und man würde sie so gerne kitten, die Scherben und weiß doch, man muss sie entsorgen, nur nicht wie.

So kam sie zu mir, eine liebe alte Freundin, am Dienstag, und blieb über Nacht. Egal wie gut man sich daran erinnern kann, als es einem selbst so gegangen ist, man ist so hilflos, kann nichts tun, nichts raten, nur zuhören, Zeugin sein, der vielen quälenden Fragen, die ohne Antwort bleiben werden und Zeugin des Schmerzes und der Verzweiflung.

Was ist dagegen mein "Wiedermal-in-der-Realität-Angekommensein"? Nichts, gar nichts. Es ist kein Messer mehr im Herz, es ist nur noch ein Tritt auf den Zeh.

An alle meine rotweinliebenden LeserInnen da draußen, ich kann ihn Euch empfehlen, den Centa 2005.
Nein, das ist nicht "mein" Wein, nicht "der Einzige", l'Unico, aber er ist einer dieser wärmenden, tröstenden, einhüllenden Weine. Ein Wein, den ich gerne mit Eva trinken würde, irgendwann ...

Ein Wein, der streichelt beim Träumen, der einen ganz sanft mit sich nimmt, während man seine Festplatte nach der zur Stimmung passenden Musik durchwühlt und einmal mehr eine Situation unterstreicht, die so spürbar macht, wie schön es sein kann, das Alleinsein, das Jeder-Stimmung-nachgeben-Dürfen.

Keine fragenden Blicke, keine vorwurfsvollen Fragen, kein anklagendes Schweigen. Tanzen dürfen - und wenn es nur ein paar Schritte sind zwischendurch, sich ausziehen dürfen, sich anfassen dürfen, lachen dürfen und weinen ohne Erklärung, ohne Vorwand.

Ganz sein, selbst sein, allein sein - und so ganz und gar nicht einsam sein. Ver-rückt sein dürfen, als wäre es das normalste der Welt (was es wohl auch ist).

LEBEN aus-leben. Mit einem Glas Rotwein in der Hand und dankbar sein dafür, dass das möglich ist, denken (zwischendurch) an die Generationen von Frauen, denen das nicht vergönnt war, das Alleinsein in den eigenen vier Wänden, denen nichts blieb als die Einsamkeit.

Es ist ein so schöner Abend heute. Mit niemandem würde ich tauschen wollen - und ganz sicher nicht mit der Frau an seiner Seite.

Prost twoday today! :)

(langsam mit Schwips)
June

... aber seien wir uns doch ehrlich - das schönste, das es gibt, das Einzige, das es sich zu spielen lohnt.

Leicht melancholisch, mit einer Träne im Knopfloch lächelnd und ganz mit sich im Reinen.

June



Gut hat sie getan, die Massage und schon im Gespräch davor begann er sich zu manifestieren, der Gedanke, dass es das war, das ich wollte, ein würdiger Abschluss, ein Ende, das noch einmal so nahe dran ist an allen Träumen.

Es war kein Winterabend, ich saß nicht zu seinen Füßen bei einem Film und schlief nicht in seinen Armen ein. Er kam nicht über mich, ich spürte nicht das ganze Gewicht seines Körpers auf mir und ich durfte nicht erleben, wie es sich anfühlt, wenn er in mir kommt.

Dennoch war es beinahe perfekt.
Ja, so sollte es sich anfühlen, das letzte Mal, das, das es wert ist erinnert zu werden, in jedem einzelnen Detail.

Keine Bitterkeit mehr, kein Gefühl des Fallens.
So soll es bleiben.

So habe ich es mir immer gewünscht.

Ich weiß nicht, was das mit ihm macht, mein "Ihm-so-ausgeliefert-Sein" in seinen Armen. Ich weiß nicht, was mit ihm das macht, was mich doch selbst so erschreckt, diese Macht des Begehrens, des Verlangens, das er in mir auszulösen vermag, diese unbändige Liebe, die mich erfasst, wenn ich danach in seinen Armen ganz langsam zurückkomme zu mir und in diese Welt.

Ich denke schon, dass es ihm schmeichelt, dass das ein Grund ist, immer wieder die Hand danach auszustrecken. Und doch scheint es ihm auch Angst zu machen. Ein bisschen weniger, ein bisschen leiser, ein bisschen kontrollierter, ein bisschen weniger intensiv wäre ihm wohl lieber, vielleicht könnte er dann leichter loslassen, ich weiß es nicht.

Was ich weiß ist, dass ich ein Vermögen zahlen würde dafür, seine Gedanken lesen zu können, wenn er, wie fast immer, wenn er nicht schnell genug flüchtet, auf meiner Bettkante sitzt und scheinbar mein Bücherregal betrachtet. Dieser Blick dabei, ganz gedankenverloren, fast traurig oder melancholisch, als wäre er unendlich weit weg.
Und immer fällt ihm dann etwas ein, das ihn stört. Der Kaffee, meine Zigaretten, seine rauen Winterlippen, egal was. Früher hat mich das irritiert, mittlerweile warte ich schon gespannt darauf, was es denn diesmal wäre und lächle leise in mich hinein oder laut aus mir heraus, weil es zu einem so vertrauten Teil dieses so fremden "Du" geworden ist.

Irgendwann habe ich geschrieben:
"Wir haben einander nie kennen gelernt.
Wir haben das einander Erkennen verlernt."

Das mag schon stimmen und doch ist da so viel Vertrautheit in der Fremdheit, die Nähe schafft zwischen all den offenen Fragen. Und manchmal scheint es, als wären die Antworten nur eine Tür weit entfernt.

Ich habe Kreuzschmerzen. Ja, lacht nur. Offensichtlich bin ich mittlerweile zu alt für Sex - oder ich sollte es doch einmal mit Sport versuchen?
G. kommt gegen Abend vorbei und ich freue mich auf eine richtig schöne Massage, nur meine Jeans werde ich dabei anbehalten müssen, die zwei Striemen, die noch deutlich sichtbar sind, könnten ihn wohl irritieren. :)

Nachdem er aber ohnehin kommt, um sich wieder mal ein Beziehungscoaching von mir abzuholen, dürfte das kein Problem sein und das ist eine faire Sache: Er lockert meine körperlichen Verspannungen und ich seine seelischen. Um Sex geht es ohnehin schon lange nicht mehr, deshalb treffen wir uns nicht mehr, das ergibt sich, wenn wir beide es brauchen und ist dann schön, tut einfach gut.

Es macht mir nichts aus, ihm nicht in gleichem Maße mein Herz ausschütten zu können. Ich hatte nie das Bedürfnis danach, im Gegenteil: Seine Aufgabe ist es, mich von mir abzulenken, nicht mehr und er erfüllt sie, ohne sie zu kennen. Und abgelenkt werden von mir selbst, ich denke auch das - neben der Massage - brauche ich heute. Nicht denken, nicht grübeln, nur so lässt es sich konservieren, dieses immer noch so warme Gefühl von gestern ...

Damals im Kino gesehen. Immer noch beeindruckend - 15 Jahre später ...

würde ich wieder SO fühlen.
Nur einmal noch, denke ich, nur ein Mal.

Aber in mir ist nichts Dergleichen, nicht brennend, nicht drängend, nicht sehnend, nur Erinnerungen, die ich beschwöre. Alles im Kopf. Kein Blick, der mich schaudern lässt, die Härchen an meinem Körper sich aufrichten lässt, keine Berührung, die mich zittern lässt.

Nur Erinnerungen, Erinnerungen an ein Gestern, Erinnerungen, die sich festkrallen in Träumen und Tagträumen, die ich so gerne wieder zum Leben erwecken würde.

Einmal noch baden in dem Gefühl absoluter Erfüllung, das - wenn auch nur für Stunden - nur die Liebe schenkt, zufrieden schnurrend den Geruch des "Du" noch an der eigenen Haut wahrnehmen. Nichts als Zärtlichkeit und Glückseligkeit im Bauch, im Kopf, im Herz, in jeder Pore, in jeder Zelle.

Dafür, einmal noch unbeschwert so fühlen zu können, dafür würde ich alles geben - jedes Morgen.

Wie groß sie ist, die Sehnsucht nach der Sehnsucht, der Art von Sehnsucht, die das Herz weit macht und frei.

 

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